Lotus Indische Mythologie

Die indische Mythologie basiert weitestgehend auf den Vorstellungen des Hinduismus, aber auch der Jainismus und die indische Volksreligion tragen zu den Mythen Indiens bei.

Die hinduistischen Mythen haben ihren Ursprung in den Hymnen des Rigveda, dem ältesten Text der vier Veden, mit den großen Epen „Mahabharata“ (der bedeutendste Text ist hierbei die sehr bekannte Bhagavadgita) und „Ramayana“, sowie in den volkstümlichen Puranas. Manche sagen die Puranas seien heilige Texte zweiter Klasse, weil sie nicht von Brahmanen bzw. den Veden stammen, sondern mündlich überlieferte Geschichten sind, die durch Wagenlenker und Barden verbreitet wurden. Frauen und Shudras hatten anfangs keinen Zugang zu den vedischen Schriften.

Arunja und sein Wagenlenker

Trotzdem gehören die Puranas, wörtlich übersetzt „alte Geschichte“, zu den wichtigsten Schriften des Hinduismus. Sie sind nach den Veden entstanden und sie werden auf verschiedene Weise unterteilt. Die Mahapuranas z.B. beziehen sich auf die drei Haupt-Götter, Brahma, Vishnu und Shiva, der Dreieinigkeit des Göttlichen, Trimurti genannt. Die Trimurti repräsentieren den Ursprung aller göttlichen Wirkungen, Brahman genannt. Brahman ist das Absolute, das unwandelbar ist, ohne Anfang oder Ende, im Gegensatz zu dem ewigen Wandel unseres irdischen Daseins.

In den Upapuranas geht es auch um andere Gottheiten, Sthalapuranas beziehen sich auf bestimmte Orte, Jatipuranas handeln von bestimmten Unterkasten und bei den Mahatmyas geht es um die Verherrlichung von Orten, heiligen Substanzen oder einem bestimmten Gott.

Die Geschichten der Puranas wurden normalerweise mündlich weitergegeben. Manchmal schmückte man sie der Spannung zu liebe aus, oder es wurden regionale Bezüge hinzugefügt. Heute kann man nicht mehr feststellen, welche Geschichten die Ursprünglichen sind und welche nicht. Deshalb gibt es so viele, auch zum Teil sehr unterschiedliche Versionen der Göttergeschichten.

Die Puranas werden, wie die Veden, als Offenbarungen göttlichen Ursprungs angesehen und sie sind im Grunde genommen ethische und spirituelle Unterweisungen. Prof. Jaya Sekhar schreibt in seinem Buch „Vedic Literature – Culture of the Universe“ auf Seite 91: „Der Zweck der Puranas war ein anderer. Die Essenz des vedischen Wissens, die praktischen Wissenschaften, die sozialen Gesetze, die Traditionen, die religiösen Rituale waren alle in den Puranas enthalten. Geschichten helfen, komplizierte Philosophie leicht verständlich zu machen. Außerdem helfen sie uns, uns leicht an die Prinzipien zu erinnern, denn es ist leichter, sich an eine Geschichte zu erinnern als an eine Aufzählung von Aphorismen.“

Die indische Mythologie spielt bei der Deutung von Horoskopen eine wichtige Rolle. Man sagt, ein Jyotishi müsse über umfassende Kenntnisse der indischen Mythologie verfügen, damit seine Deutungen die notwendige Tiefe, und die damit verbundenen Erkenntnisse erreicht.

Alle Geschichten zu kennen ist allerdings ein schwieriges Unterfangen, es gibt Tausende. Wer einen Blick in die „Puranic Encyclopaedia“ wirft, bekommt eine Ahnung davon, wie umfassend und weitreichend allein das Wissensgebiet über die Puranas ist. Die Geschichten, die ich hier in gekürzter Form nach und nach zusammenfassen möchte, sind daher nur ein winziger Teil dessen, was die indische Mythologie zu bieten hat.

Arunja und sein Wagenlenker Lotus

Wie die Astrologie auf die Erde kam.

„Shiva, der große Gott der Zerstörung und der Erneuerung, wohnte auf dem Berg Kailash zusammen mit seiner Frau Parvati.

Eines Tages saßen die beiden zusammen und schauten auf die Erde hinab. Dort herrschte ein großes Gewimmel, die Menschen mussten sich sehr anstrengen und abmühen, um in ihrem Leben zurecht zu kommen. Parvati war von diesem Anblick ganz betroffen als sie dieses Durcheinander sah und sie sprach zu Shiva: „Wenn ich mir diese Menschen so ansehe, dann bekomme ich großes Mitleid mit ihnen.
Sie machen so viele unnütze Dinge, an einem Tag erschaffen sie etwas und am nächsten Tag machen sie etwas, was alles vorherige wieder zunichte macht. Gibt es denn keinen Weg, wie man diesen Geschöpfen helfen kann?" Und Shiva antwortete: „Parvati, das ist ein großes Geheimnis, aber ich werde es dir erzählen. Es ist die Geschichte von der Wissenschaft vom Licht, wie die Menschen mit Hilfe der Astrologie sich auf die Zukunft einstellen können.“ Und sogleich erzählte er seiner Frau die ganze Geschichte.

Nun saß aber Ganesha, der Sohn von Vishnu und Parvati, unter dem Tisch und hörte alles mit seinen großen Ohren mit an und merkte sich auch jedes Detail. Nachdem sein Vater alles erzählt hatte, dachte sich Ganesha, dass er diese Geschichte unbedingt jemandem erzählen muss.
Und so lief er zu Brahma, dem Gott der Schöpfung, und erzählte diesem alles, was er gehört hatte. Und Brahma gab dieses Wissen direkt an die Rishis, die Seher weiter, und weil deren Geist durch spirituelle Praktiken und Askese so offen war, haben sie sofort alles verstanden. Und so kam „Das Licht der Wahrheit“ auf die Erde.

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